Stöberhai - Bedeutung und Geschichte
Der Stöberhai ist ein unmittelbar südlich der Odertalsperre und nordwestlich von Wieda gelegener Berg. Mit einer Höhe von 720 m ü. NN ist er der höchste Berg des Südharzes. Die Herkunft des Namens ist unsicher, es wird vermutet, dass hier ein Köhler Stöber seinen Hai (d. i. Kohlstelle) hatte.
Hotel auf dem Stöberhai …
1886 wurde von einem Wiedaer Wirt auf der Bergkuppe ein erstes Wirtshaus errichtet, das bereits kurze Zeit später ein Feuer vernichtete. 1889 wurde das „Berghotel Stöberhai“ mit einem Aussichtsturm erbaut. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es 1943 bei einem Luftangriff beinahe von fünf Sprengbomben getroffen. Im Winter 1943/44 beschlagnahmte es die deutsche Wehrmacht für einen Skilehrgang und im darauffolgenden Sommer wurde es für Kriegsblinde beider Weltkriege mit ihren Familien zur Verfügung gestellt. Nach dem Krieg erwarb die Firma des Interzonenbusunternehmers P. Kühn aus Berlin das Hotel, die einen regelmäßigen Buspendelverkehr von Berlin zum Stöberhai einrichtete. Am Hotel befand sich ein kleiner Tierpark mit einheimischen Wildtieren. Im Jahr 1980 fiel das Hotel nach Leerstand einem Großbrand zum Opfer und wurde nicht wieder aufgebaut. Die Bodenplatte sowie einige alte Stühle waren noch bis Mitte der 1980er Jahre Zeugen des einstigen Hotelbetriebes. Die Fläche wurde schließlich geräumt, in ihrer Mitte ein Wegweiser aufgestellt und eine kleine Schutzhütte am Rande des Gipfelplateaus errichtet – mit Ausblick auf Sankt Andreasberg, das Odertal und die Berge Achtermann, Wurmberg und Brocken.
Einsatzstellung …
Bekanntheit erlangte der Stöberhai durch die dort betriebene Fernmelde-Elo-Aufklärungs-Stellung als NATO-„Horchposten“. Die Funkabhöranlage diente während des Kalten Krieges zur Erfassung der militärischen elektromagnetischen Aussendungen des Warschauer Paktes.
Zuerst errichtete die Bundeswehr 1957 die Dienststelle Wieda, sechs Jahre später folgte die französische Luftaufklärung. Die Einrichtungen wurden fortwährend erweitert. Mit der Fertigstellung des 75 m hohen Beton-Turmes 1967 ging der Komplex formal in den „Fernmeldesektor C“ der Luftwaffe über. Der Turm, als Herzstück der Anlage, beherbergte auf sechzehn Stockwerken und 750 m²: Antennenträger, Erfassungsplätze und Betriebsräume, aber auch Büros, Unterkünfte und eine Messe. Durch Tunnel, die das Ausspähen und eine Vereisung verhindern sollten, war der Turm an weitere Gebäude und einen unterirdischen Atomschutzbunker mit Ausweich-Gefechtsstand angebunden.
Obwohl noch während der Wiedervereinigung 14 Millionen DM in einen nie vollendeten Neubau investiert wurden, zog 1992 das Militär endgültig ab. Neben dem Turm und der Bauruine befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem 28 ha großen Gipfel-Plateau ein Eingangsgebäude, ein deutsches Unterkunftsgebäude mit eigenem vollunterkellerten Atomschutzbunker, mehrere Garagen und Werkstätten, zwei französische Quartiere, ein französisches Betriebsgebäude und vier französische Gittertürme die zur elektronischen Aufklärung ebenfalls nach Osten gerichtete Antennen trugen.
In den Jahren seit der Stilllegung avancierte das abgesperrte Areal zu einem beliebten (illegalen) Abenteuerspielplatz für verschiedene Freizeitsportarten. Besonders unter Geocachern erlangte es einen legendären Ruf. Nach jahrelangem Streit zwischen Landkreis und Bund über die Abrisskosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro musste schließlich der Bund die entsprechenden Kosten übernehmen. Der Turm der Anlage wurde am 23. September 2005 mit 38 kg Sprengstoff (Gelamon 30 U) in 380 Sprenglöchern kontrolliert zu Fall gebracht.
Der gewaltige Aufklärungsturm markierte den Stöberhai einst überdeutlich innerhalb der Harzer Bergwelt. Übrig geblieben ist nur noch ein vergleichsweise kümmerlicher Fernmeldeturm, der allerdings immer noch von Sankt Andreasberg und den umliegenden Bergen erkennbar ist.
Am 23. September 2006 – genau ein Jahr nach der Sprengung des Beton-Turmes – weihte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring ein an den Turm im Besonderen und an die EloKa im Allgemeinen erinnerndes Denkmal ein.
Siehe auch: Fernmeldesektorturm, Schneeberg (Fichtelgebirge) (Fernmeldesektor E), Hoher Bogen (Fernmeldesektor F)
Wanderwege …
Mit Ausnahme der Nordseite, die von der Odertalsperre versperrt wird, ist der Stöberhai von allen Seiten durch eine Vielzahl von Wanderwegen gut erreichbar. Der Hauptzugang ist die asphaltierte, für den öffentlichen Verkehr gesperrte Straße, die von Wieda hinauf zum Stöberhai führt. Auch von Bad Lauterberg führte einst eine asphaltierte Straße hinauf zum Gipfel. Die finanziellen Mittel, die eigentlich zu Sprengung des Aufklärungsturms vorgesehen waren, reichten aber auch noch für die vollständige Zerstörung dieser Straße aus. Die frühere Asphaltdecke wurde dabei durch eine sehr grobe Schotterdecke ersetzt, die selbst mit Mountain-Bikes schwer zu befahren ist. Wesentlich besser mit Fahrrädern befahrbar ist der nur langsam ansteigende Wanderweg entlang der Steina, die an der Südseite des Gipfels entspringt. Ein deutlich steilerer Weg führt vom Weinglastal nahe dem ehemaligen Bahnhof Stöberhai hinauf zum Gipfel. Die obigen Zugangswege können durch zahlreiche, ebenfalls recht gut begehbare Nebenwege vielfältig variiert werden.
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