von Friedhelm Bepperling

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Von Pilzen und dem Versuch, aus einem „paramilitärischen Haufen“ einen Kampfverband zu machen

Ich war von 1976 bis 1984 beim FmSkt C als HoFu im Einsatz. Der Fachdienst ging über Alles und war die Kernaufgabe des FmSkt C. Auch, wenn wir äußerlich wie Soldaten aussahen (selbst dies, wurde auf Grund diverser Verstöße gegen die Anzugsordnung von den PzGren in der Rommelkaserne in Frage gestellt), so war das rein militärische Handwerk und auch das Verhalten ein wenig in den Hintergrund gerückt. Dies sollte sich nach einem ziemlich missratenen TacEval ab Oktober 1976 unter Major Diehl schnell ändern. Eine „martialische Aufrüstung“ der Einsatzstellung wurde in Angriff genommen. Jede Einsatzwache und auch der Tagesdienst, erhielten den Auftrag, einen Kampfstand zu bauen. Damals wie heute, durften solche Maßnahmen nichts kosten. Also wurde von der Forstverwaltung die Genehmigung eingeholt, ein paar Bäume zu fällen und daraus dann die entsprechenden Unterstände zu bauen. Ich erinnere mich sehr gut an die Zeit, weil es wirklich der einzige Sommer war, in dem es einem Horchfunker möglich war, während des Dienstes einen Sonnenbrand zu bekommen. Sehr beliebt bei uns Mannschaften war das „Entästeln der Stämme“, sowie das anschließend kontrollierte Verbrennen der Zweige mit stundenlanger Feuerwache. Das Ganze fand auf halber Strecke zwischen dem damals noch existenten, aber geschlossenen Berghotel Stöberhai auf einer Lichtung statt.

Monatelang wurde entästelt, gesägt, gehämmert und geschraubt und so entstanden die Kampfstände Lido 1 bis Lido 5. Nur die EW 1 lief aus der Spur und hatte sich für eine gemauerte Version entschieden.

Neben diesen für alle sichtbaren Veränderungen war es zur Unsitte geworden, regelmäßig und extrem Häufig Alarmübungen durchzuführen. Für die zu dieser Zeit Kasernenpflichtigen (zu denen ich auch gehörte) war das Risiko, während der schichtfreien Zeit in der Kaserne zu bleiben, zu einem unkalkulierbaren Risiko mit häufigem Schlafentzug geworden. Für die jüngere Generation sei hier der Hinweis erlaubt, dass zu dieser Zeit „heimatnah“ eine Entfernung von 200 bis 400 km vom Heimatort entfernt bedeutete und man noch nicht in jedem Schichtfrei nach Hause fahren konnte.

Not macht erfinderisch und im Herbst 1977, nachdem das Alarmunwesen immer schlimmer wurde, beschlossen Conni W. und ich die Kaserne zu verlassen und irgendwo im Harz einen ruhigen Schlafplatz zu suchen. Die damaligen BW-Schlafsäcke waren ja dazu ideal. Also fuhren wir in das Gebiet beim Romkerhaller Wasserfall, fanden eine Lichtung mit wenig Neigung und legten uns nach dem Genuss einiger Dosen Bier zum Schlafen. Ab und zu wurde man schon mal wach wegen seltsamer Geräusche, aber das ist halt die Natur. Den Schock von Conni W. und die weit aufgerissenen Augen beim Wachwerden am nächsten Morgen, sehe ich noch heute vor mir. In reinstem schwäbischen Dialekt verkündete er, dass direkt neben seinem Kopf ein großer Pilz gestanden habe, der nun – wie man deutlich sehen konnte – spurlos verschwunden war. Ob es ein Pilzsammler oder ein Tier war – wir werden es nie erfahren und somit hatte sich dann diese Form der Alarmflucht auch nicht richtig bewährt.

Im Nachgang bleibt nur festzustellen, dass es auch mit diesen Maßnahmen nicht gelungen ist, aus fachlich hochmotivierten Luftwaffensoldaten eine Infanterie Kampftruppe zu machen. Im Übrigen hatte sich das gemauerte Bollwerk der EW 1 als wenig haltbar erwiesen und stürzte als erstes ein. Dazu stellte sich auch noch heraus, dass es darin im Winter auch noch extrem kalt und zugig war.

Von einem ehemaligen Einsatzoffizier, der aus seiner ministeriellen Verwendung heraus den FmSkt C besuchte, wurde die Frage gestellt: „was sind denn das für Hundehütten?“

Auch diese Zeit hat der FmSkt C überstanden, wobei doch der Anteil der Soldaten, die sich weiterverpflichten wollten, erheblich zurückgegangen war.

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